Die Jahrestagung 2020 fand am 24. und 25. September 2020 größtenteils online und unter der Schirmherrschaft von Präsident des Bremer Senats, Dr. Andreas Bovenschulte statt.
Teilen und Tauschen sind Aktivitäten, die in vielen Nachbarschaftshäusern mit großer Selbstverständlichkeit stattfinden. Auf der ganz praktischen Ebene ist von Flohmärkten, zu Büchertauschregalen und Lebensmitteln vieles etabliert. Überhaupt ist der gemeinsame Raum im Nachbarschaftshaus, welcher von vielen genutzt wird, ist auch geteilter Raum. Unter dem Schlagwort „sharing economy“ gibt es inzwischen eine Vielzahl von kommerziellen Tausch-Lösungen und gemeinschaftliche genutzten Dingen. Nachbarschaftsarbeit und vor allem Gemeinwesenarbeit hat immer auch zum Ziel Ressourcen, auch immaterielle wie Bildung, Zugang zu Wissen und Entscheidungen etc., für Nachbar:innen zu erschließen. Diese unterschiedlichen Aspekte wurden auf der Jahrestagung sowohl theoretisch, grundsätzlich, als auch anhand ganz konkreter Praxisbeispiele diskutiert. Nicht zu kurz sollte, trotz des virtuellen Formates, der kollegiale Austausch kommen.
Programm
Tag 1 – Donnerstag, 24. September 9:30 – 13 Uhr
9:30 Uhr – Begrüßung und Grußwort von Dr. Andreas Bovenschulte, Präsidenten des Bremer Senats
10:15 Uhr – Idee und Umsetzung von „Sharing“, Carsten Hokema, Gründungsberater .garage Berlin GmbH
11:30 Uhr – Projektbesuche in Bremer Bürgerhäusern
12:30 Uhr – gemeinsamer Abschluss
Tag 2 – Freitag, 25. September 9:30 – 13 Uhr
9:45 Uhr – online Kiezspaziergänge
10:30 Uhr – Das „Legislative Theater“ präsentiert interaktives Theater zum Thema Grundeinkommen
11:15 Uhr – Workshops
12:30 Uhr – Abschlussgespräch im FishBowl zum Abschluss
Workshops
WS 1: Sharing // Teilen und Tauschen
Teilen und Tauschen sind Aktivitäten, die in vielen Nachbarschaftshäusern mit großer Selbstverständlichkeit stattfinden. Von Flohmärkten, zu Büchertauschregalen und Lebensmitteln ist vieles etabliert. Überhaupt ist der gemeinsame Raum im Nachbarschaftshaus, welcher von vielen genutzt wird, ist auch geteilter Raum.
Eigentlich alles typische Aktivitäten der Sharing Economy. Bisher stand der Aspekt des nachhaltigen Konsums bei den Sharing Aktivitäten in Nachbarschaftshäusern allerdings selten im Vordergrund. Im Workshop wollen wir gute Praxiserfahrungen kennenlernen und gemeinsam überlegen, wie sich der Bereich systematisch weiterentwickeln könnte.
Referent:innen: Leonie Beeskow, Wassertor e.V., Berlin-Kreuzberg und Tim Spotowitz, Bürgerhaus am Schlaatz Potsdam
WS 2: Digitale Tools zum Teilen // Share Par
Share Par ist ein einzigartiges Werkzeug, mit dem das Teilen von Dingen für dich ganz einfach wird. Es wurde aus der .garage Berlin heraus entwickelt und wird in diesem Workshop vorgestellt. Share Par bietet eine vollständige funktionale Umgebung für jede Situation, egal ob Zweiergruppe oder größere Sharing-Community. Share Par ist für alle, die ihre Lieblingsdinge nur mit ausgewählten Menschen und Freunden teilen und sich dabei sicher fühlen möchten.
Referentin: Julia Miske , Share Par – Software for sharing communities
WS 3: Arbeit // Arbeitsförderung in der Nachbarschaft zwischen Beschäftigungsfähigkeit oder Teilhabe
Programme der Beschäftigungsförderung sind etablierte Bestandteil von Nachbarschaftsarbeit. Wenn Nachbarschaftshäuser in sozial benachteiligten Quartieren liegen, ist Arbeit oder vielmehr Arbeitslosigkeit immer ein großes Thema in der Nachbarschaft. Welche Erfahrungen gibt es mit den Wirkungen von Beschäftigungsprogrammen? Wie müssen diese aufgebaut sein, damit alle Seiten von ihnen profitieren? Und welche Möglichkeiten haben Nachbarschaftshäuser zur Veränderung von Arbeitswelten beizutragen? Im Workshop wollen wir auch das Thema Grundeinkommen kontrastierend zu Projekten der Arbeitsförderung diskutieren.
Referent: Stefan Purwin, Beschäftigungsinitiative, Nachbarschaftswerk Freiburg e.V.
WS 4: Gerechtigkeit // Ressourcen schaffen und teilen
Nachbarschaftshäuser sind Teil der sozialen Infrastruktur einer Kommune. Sie können Zugänge zu Ressourcen schaffen – Räume, Gelegenheiten, Bildung, Kontakte etc. Werden diese Ressourcen dann geteilt und für viele zugänglich trägt Nachbarschaftsarbeit zu einer gerechteren Gesellschaft. Stimmt diese These? Und was braucht es an Strukturen, Zugängen und Haltungen, damit das gelingt? Diese Fragen werden im Workshop diskutiert.
Referent: Andreas Pöttgen, Bürgerzentrum Köln Ehrenfeld
WS 5: Wohnen // Wohnraum in der Nachbarschaft
Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Unter welchen Bedingungen wir wohnen bestimmt mit über die Lebenszufriedenheit und ist Ausdruck von Lebensstil und individuellen Möglichkeiten. Diese Bedingungen werden gestaltet – von Immobilieneigentümern, von Mieter:innen, von Kommunen. Im Workshop wollen wir erkunden, wie das Thema Wohnen in der Nachbarschafts- und Gemeinswesenarbeit bearbeitet wird und welche Sharing-Ansätze verfolgt werden, um gute Wohnbedingungen zu schaffen.
Referent: Tom Liebelt, Gemeinwesenverein Heerstraße Nord e.V.
WS 6: Zeit, Wissen und Können in der Nachbarschaft teilen // Nachbarschaftshilfe
In der „Nachbarschaftshilfe Steglitz-Zehlendorf – füreinander nah“ vermitteln wir nachbarschaftliche Unterstützung an Menschen im Bezirk. Dafür gewinnen wir ehrenamtlich engagierte Nachbarschaftshelfer:innen. Eine Frage, die uns dabei immer wieder gestellt wird, wollen wir miteinander diskutieren: Wie erreichen wir denn die Menschen mit Unterstützungsbedarf? Wie erreichen wir gerade diejenigen, die eben nicht mehr an der Gesellschaft teilhaben, die allein in ihrem Zuhause bleiben? Wir haben kein Rezept, aber erste Erfahrungen, die wir teilen können. Und wir hoffen auf einen anregenden Austausch mit allen Workshop-Teilnehmenden.
Referentin: Nina Karbe, Mittelhof e.V., Berlin
WS 7: Wissen teilen in der Organisation Nachbarschaftshaus
Professionelle Nachbarschaftsarbeit baut auf Beziehungen und Wissen in und über die Nachbarschaft und den Sozialraum auf. Zusätzlich gibt es eine Vielzahl von Abläufen im Nachbarschaftshaus, die gemanagt werden. Um diese Daten und Informationen bilden die Wissensbasis eines Nachbarschaftshauses. Doch wer hat Zugang dazu? Wissen wir überhaupt, was wir alles wissen? Wer müsste was wissen? Was passiert, wen Mitarbeitende wechseln? In der Fabrik Osloer Straße wurde anlässlich eines Generationenwechsels versucht systematisch Wissensmanagement einzuführen. Anhand dieses Beispiels sollen im Workshop diese Fragen diskutiert werden.
Referentin: Melina Sifnaiou, Fabrik Osloer Str. e.V., Berlin
online „Spaziergänge“
- durch den Kiez Heerstraße Nord, Berlin-Spandau, geführt von Petra Sperling, GWV Heerstr. Nord e.V.
- durch den Kiez Berlin Hohenschönhaus-Nord, geführt von Beate Janke, Verein für aktive Vielfalt, Berlin
Besuche in Bremer Bürgerhäusern
- Bürgerhaus Hemelingen
Das Bürgerhaus Hemelingen e.V. ist die zentrale Kultur- und Sozialeinrichtung im Stadtteil Hemelingen. Hier kommen im Jahr rund 60.000 Besucher mit unterschiedlichen Interessen zusammen und nutzen die zahlreichen Kulturveranstaltungen, Konzerte, Theateraufführungen, Kurse und Weiterbildungsangebote.Das Bürgerhaus wurde am 27. Mai 1984 im ehemaligen Wohnhaus der Familie Wilkens eröffnet. Es ist seitdem zu einem festen Bestandteil des sozialen und kulturellen Lebens im Stadt- und Ortsteil Hemelingen geworden.
buergerhaus-hemelingen.de - Nachbarschaftshaus Helene Kaisen
Das Nachbarschaftshaus wurde auf den Fundamenten der ehemaligen, dann ausgebombten Schule am Ohlenhof 10 in Gröpelingen errichtet. Am 11. Dezember 1951 wurde Richtfest gefeiert. Nur ein halbes Jahr später, am 26. Mai 1952, fand die Einweihungsfeier mit Schlüsselübergabe statt. Von der Öffentlichkeit wurde das Haus, schon seiner Einrichtung wegen, bewundernd bestaunt: Es gab mehrere Zimmer für Kinder, ein Lesezimmer, ein Feierabendzimmer, Werkräume und einen großen Vortrags- und Versammlungsraum. Es war etwas entstanden, das Bremen über viele Jahre hinweg, wie auch geplant, zum `Pilgerort` für Menschen auf der Suche nach `neuen Wegen` wurde.
nachbarschaftshaus-bremen.de - Bürger- und Sozialzentrum Huchting
Das Bürger- und Sozialzentrum (bus…) befindet sich seit über 25 Jahren in einem Wohngebiet auf einem ehemaligen Schulgelände inmitten des Bremer Stadtteils Huchting und bietet Begegnungsmöglichkeiten für verschiedenste Menschen und Interessensgruppen im Quartier. Dem Trägerverein gehören mehr als 12 Vereine und Stadtteilinitiativen aus den Bereichen Kultur, Soziales, Ökologie, Beschäftigung und Sport, an. Das Spektrum reicht von Kindertageseinrichtungen über Beschäftigungs- und Qualifizierungsträger, bis hin zu wohn- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung, einem Sportverein und kulturellen Trägern sowie einem Veranstaltungszentrum, welches vom Trägerverein selbst betrieben wird.
bus-huchting.de - Bürgerhaus Gemeinschaftszentrum Obervieland
Das Bürgerhaus Gemeinschaftszentrum Obervieland e.V. besteht seit 1977 und hat sich zu einem festen Bestandteil des sozialen und kulturellen Lebens im Stadtteil entwickelt. Es finden fortlaufende Gruppen- und Kursangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in den Bereichen Hobby, Sport, Gesundheit, Unterhaltung, Nachbarschaftstreff und Kultur statt. Darüber hinaus werden Live-Musik-Veranstaltungen, Theater- und Filmaufführungen sowie Informationsveranstaltungen organisiert. Das Bürgerhaus Gemeinschaftszentrum Obervieland e.V. hat als Treffpunkt die soziale und kulturelle Ankerfunktion im Stadtteil. Das Bürgerhaus steht Bürger*innen und Initiativen offen und versteht sich als Basis/Plattform für Aktivitäten von Bürgern aus dem Stadtteil. Neben den hauptamtlichen Mitarbeiter*innen sind zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter*innen für einzelne Bereiche tätig.
bgo-bremen.de