Die Endachtziger und Neunziger

Schlagworte zur Zeitgeschichte:

  • Die „deutsche Einheit“
  • Individualisierung
  • Medienwelt
  • Ausländerfeindlichkeit
  • Finanzknappheit
  • Neue Armut
  • Freizeitgesellschaft

Zur Verbandsgeschichte:

Zahlreiche Aktivitäten und Veränderungen prägen die Entwicklung des Verbandes seit Mitte der 80er Jahre: 1988 findet in Berlin die große internationale Tagung „Nachbarschaftsheime als Brücken zwischen Kulturen“ statt. Im Jahre 1989 gründet sich der Landesverband NRW und die Geschäftsstelle zieht von Berlin nach Köln um.

Die Suche nach einer neuen Verbandsidentität führt zur erneuten Diskussion darüber, was sozial-kulturelle Arbeit sei.
Diese Suche bekommt durch die gesamtdeutsche Entwicklung, die mit der Wende oder Einheit oder wie immer dieser Prozess zu bezeichnen ist, noch eine viel grundsätzlichere Dimension.

Die Annäherung zwischen Deutschland-Ost und Deutschland-West mit allen Schwierigkeiten, anfänglichen Berührungsängsten und Vorurteilen findet im Verband einen konkreten Weg in der Praxis: 1994 findet ein Hospitationsprojekt Ost-West statt. MitarbeiterInnen aus westlichen und östlichen Einrichtungen besuchen sich und lernen so die Praxis und einen Ausschnitt des jeweils anderen Arbeitsalltags kennen. Das Projekt wird von vielen angefragt und genutzt, es kommt zu Entdeckungen, Bereicherungen und anhaltenden Kontakten.
Vorbereitet und begleitet wurde diese Arbeit durch das Ost-West-Kontaktbüro in Berlin, das 1992 im Rahmen des Bundesprogramms „Aufbau freier Träger“ eingerichtet wurde. Zentrale Aufgabe dieses Kontaktbüros ist es, den Aufbau neuer Einrichtungen in den neuen Bundesländern beratend zu unterstützen.

Der Verlust von alten Errungenschaften wie Vollbeschäftigung, Sozialpartnerschaft und sozialstaatlichen Leistungen wird auch in den Einrichtungen des Verbandes immer spürbarer. Sozialstationen, Hauspflege, Schuldnerberatung sind längst selbstverständlich gewordene Initiativen der sozialen Arbeit.

Die Diskussion um Lebensweltkonzepte zeigt einen neuen Weg für anderen Formen der sozial-kulturellen Arbeit und der Gemeinwesenarbeit auf, indem individuelles Handeln in seinen gesellschaftlichen Strukturen betrachtet und immer wieder auf sich verändernde Bedingungen und Möglichkeiten hin untersucht und erweitert wird.

Die Frage nach Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung und nach der Zukunft des Gemeinwesens prägt die aktuelle Arbeit des Verbandes. So wurde im November 1995 in Berlin eine viel beachtete Fachtagung unter dem Titel „Zentrale Verwaltung oder bürgernahe Gestaltung? Soziale und kulturelle Angebote im Wohngebiet verantworten“ durchgeführt.

Die immer wiederkehrende Auseinandersetzung um das Besondere der sozial-kulturellen Arbeit, gerade auch in konkreten Anfragen aus dem Hospitationsprojekt, haben zu der Idee einer Qualifizierungsmaßnahme für MitarbeiterInnen aus sozial-kulturellen Einrichtungen geführt. Das Konzept dieser vom Verband vorbereiteten Weiterbildung greift die Grundüberzeugung auf, dass der Ansatz sozial-kultureller Arbeit mehr ist als die Aneinanderreihung von einzelnen sozialen oder kulturellen Aktivitäten. Er ermöglicht sowohl neu einsteigenden wie auch langjährigen, haupt- wie ehrenamtlichen MitarbeiterInnen eine fundierte Auseinandersetzung mit und Weiterentwicklung von theoretischen Grundlagen und praktischen Arbeitsformen sozial-kultureller Arbeit.