Die späten Siebziger und frühen Achtziger

Stichworte zur Zeitgeschichte:
- soziale Bewegungen: Frieden, Frauen, Ökologie, Dritte Welt
- Bürgerinitiativen
- Jugendarbeitslosigkeit
Zur Verbandsgeschichte:
Mitte der 70er Jahre ist die gesamtgesellschaftliche Stimmung geprägt von der Schwierigkeit, nach der radikalen Kritik am Bestehenden Alternativen für die Praxis zu entwickeln: Ernüchterung macht sich breit, die Diskussionen um „Basisdemokratie“ führt zu unklaren Rollen- und Kompetenzverteilungen.
Konflikte entstehen durch die Auseinandersetzung um den Gegensatz von ehrenamtlicher und bezahlter Arbeit, d.h. durch die Ablehnung oder Befürwortung von Professionalisierung.
Gleichzeitig finden Profilierungen statt, verschiedene Bereiche werden eindeutig inhaltlich, politisch und professionell definiert. Dazu zählen z.B. Frauenbewegung, AusländerInnenarbeit, Beratungsarbeit, Ökologiebewegung, Bürgerinitiativen etc.
Ein Beispiel für sich wandelnde Profilierung ist die Altenarbeit. Der veränderte Status von Alten in der Gesellschaft führt zu Initiativen wie „offensives Altern“, Oma-Diensten (organisierte Kinderbetreuungsdienste) und auch zu deutlich generationsübergreifenden Ansätzen.
Selbsthilfegruppen werden in diesen Jahren immer zahlreicher und nehmen einen großen Raum auch in den sozial-kulturellen Einrichtungen ein. Selbsthilfe umfasst dabei die Arbeit nach außen (z.B. Lobbyarbeit) und nach innen (sich selbst helfen). Konflikte um Professionalität und Ehrenamtlichkeit finden auch hier statt!
In der Jugendarbeit wird die zunehmende Jugendarbeitslosigkeit ein unübersehbares Problem. Im Verband werden daher Beschäftigungsinitiativen entwickelt und angeboten die den Alltag in den Einrichtungen des Verbandes prägen. In der Jugendarbeit wird nach neuen Wegen gesucht, die offene Jugendarbeit wird weiterentwickelt und es wird in zunehmendem Maße mit Jugendlichen unterschiedlicher Nationen gearbeitet.
Neben diesen Entwicklungen in der sozialen Arbeit verschärft sich die Diskussion um den Begriff „Kultur“ und deren Bedeutung für die Arbeit in den Einrichtungen. Wer macht Kultur, was ist Kultur – Kultur von oben oder von unten? Auf der Suche nach Antworten werden verschiedene Projekte entwickelt. Was ist Kulturarbeit?
„Kultur- und Sozialarbeit als zwei Seiten einer Medaille. Gerade die Bürger- und Gemeinschaftshäuser haben die Chance, beide Seiten zum Vorschein bringen zu lassen; auch und gerade im Verhältnis der Zielgruppen zueinander. Unsere ‚randständigen‘ Kinder kämen gar nicht zum Zuge. Wir könnten gar nicht mit ihnen arbeiten, wenn es nicht auch im Hause die Vereine und kulturellen Aktivitäten gäbe“, beschreibt ein Mitarbeiter. „Aber besteht nicht auch die Gefahr der Veränderung, Verschiebung der Zielgruppenarbeit? Plötzlich arbeiten wir mehr mit denen, die schreiben können, die sich in Stadtteilgeschichte vertiefen, als mit den Disco-Typen, den stets so schwer zu Motivierenden.
Heißt dann Kulturarbeit nicht Ausweichen vor den Problemen, die auch die Sozialarbeit nicht bewältigen konnte? Im Haus entstehen Konflikte zwischen den alten, ‚traditionellen‘ Zielgruppen (Kinder, Jugendliche) und den neuen (z.B. Kulturverein). Das verunsichert die professionellen Mitarbeiter.“ (Dieter Oelschlägel, 1980)