„Nachbarschaft 4.0“
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
der Verband für sozial-kulturelle Arbeit hatte im Sommer 2017 den plötzlichen und vollkommen unerwarteten Tod seines Vorsitzenden Stephan F. Wagner zu beklagen. In tiefer Trauer haben wir Abschied genommen von einem Freund, einem langjährigen Begleiter und Weggefährten, einem Vordenker der deutschen und internationalen Nachbarschaftsbewegung.
Als sein Nachfolger im Amt des Bundesvorsitzenden unseres Verbandes verneige ich mich in Demut: Die Lücke, die Stephan hinterlassen hat, kann nicht geschlossen werden. Im Rundbrief lesen Sie einen Beitrag von Stephan F. Wagner, in dem er beschreibt, wie Sozialarbeit in und durch soziale Netzwerke beeinflusst wird und wie sich die interne und externe Kommunikation der Einrichtungen und Projekte durch digitale Tools verändert. Dieser Artikel aus dem Jahr 2016 passt gut in die Zeit, denn der Verband für sozial-kulturelle Arbeit beschäftigt sich aktuell sehr intensiv mit dem Thema Digitalisierung.
Im vorliegenden Rundbrief kommen Autorinnen und Autoren zu Wort, die verschiedene Aspekte des Themas beleuchten und vor allem auch die Auswirkungen auf die ganz praktische, alltägliche Arbeit in den Häusern beschreiben. Digitalisierung macht natürlich auch vor den Nachbarschaftshäusern und Stadtteilzentren nicht Halt. Sie verändert alle Bereiche des Lebens radikal und unwiderruflich. Gerade auch wir Nachbarschaftseinrichtungen müssen dafür sorgen, dass kein Mensch, keine Bevölkerungsgruppe den Anschluss an diese Entwicklung verliert und abgehängt wird. Eine spannende, neue Herausforderung für uns alle. Die Jahrestagung Stadtteilarbeit 2017 in München stand daher folgerichtig unter dem Motto „Netze nutzen – im sozialen und im digitalen Raum“. Einige der Redner und Vortragenden kommen auch in diesem Rundbrief zu Wort. Und ich wünsche mir und hoffe, dass durch diese Beiträge eine lebendige fachliche Diskussion in unserem Verband und in den Nachbarschafts- und Stadtteilzentren beflügelt wird.
In Zeiten, in denen sich die Möglichkeiten, Risiken und Chancen so rasant schnell entwickeln, ist es gut, ein stabiles Fundament zu haben, das – ähnlich einem Kompass – hilft das „große Ganze“ nicht aus dem Auge zu verlieren und die grundsätzliche (Aus-) Richtung im Blick zu behalten.
Der Vorstand des VskA hat – natürlich kollaborativ unter Hinzuziehung digitaler Tools – eine Definition des Begriffs Stadtteilarbeit gewagt. Im Abschnitt „Stadtteilarbeit schafft Netzwerke und koordiniert“ heißt es: „Stadtteilarbeit bringt unverbundene Einrichtungen miteinander in Kontakt. Verschiedene Handlungsbereiche werden ressortübergreifend (…) integriert gedacht und fachübergreifende Zusammenarbeit verschiedener Professionen, Institutionen, Ämter gefördert. (…) Stadtteilarbeit fördert den Aufbau und die Weiterentwicklung von Netzwerken der Bewohnerinnen und Bewohner, der professionellen Akteure sowie übergreifender Netzwerke. Dabei ist auch gesamtkommunales Denken und Handeln gefragt, denn Stadtteilarbeit und die Entwicklungen im Stadtteil stehen in Bezug zu kommunalen, landesweiten, gesamtgesellschaftlichen und auch internationalen Entwicklungen.“
Wir arbeiten und wirken in vernetzten Nachbarschaften, es wird zunehmend darauf ankommen, intelligente Modelle zu entwickeln, wie wir analoge und digitale Wirklichkeiten sinnvoll miteinander verbinden können. Ich freue mich, wenn dieser Rundbrief darin unterstützt und die Auseinandersetzung mit dieser herausfordernden Aufgabe bereichert.
Herzliche Grüße von Haus zu Haus!
Thomas Mampel, Vorsitzender des VskA und Geschäftsführer des Stadtteilzentrum Steglitz e.V.